Doctor Who ist wieder da! Und ganz Großbritannien hält den Atem an: Kommenden Samstag startet um 18:20 Uhr auf BBC1 die erste Folge der fünften Staffel. Matt Smith spielt den Doktor in seiner inzwischen elften Inkarnation. Derzeit läuft noch eine groß angelegte Straßenkampagne, die aktuell auch Edinburgh erreicht hat. Kein Wunder: Des Doktors neue Begleiterin stammt immerhin aus Inverness. Auf einem Großbildschirm werden bis zum 3ten April am Festival Square (Lothian Rd.) exklusive Szenen gezeigt, der 3D-Trailer läuft sogar in den Kinos und Daleks rumpeln in Originalgröße durch die Straßen und erschrecken Kinder. Stadtrat Steve Cardownie bezeichnet die Aktion im Edinburgh Evening News als "großen Spaß für die ganze Familie".
Dabei finde ich interessant, wie sehr das Phänomen "Doctor Who" in der Populärkultur verwurzelt ist. Die Art, wie darüber in den letzten Wochen in der Tagespresse berichtet wurde, lässt jeden Medienstudenten mit der Zunge schnalzen: Da wurde ebenso seriös über die Tardis geschrieben, wie über einen Kommentar von Gordon Brown, mit Selbstverständlichkeit ist von Daleks und Cybermen die Rede, etc. Wohl gemerkt, ich rede von den ganz normalen Tageszeitungen!
Schade, dass es so etwas nicht in Deutschland gibt. Bei uns müssen selbst im Alltag etablierte Begriffe wie "beamen" in Gänsefüßchen gesetzt und im Anschluss brav erklärt werden. Welche (fiktionale!) Fernsehserie fällt Ihnen ein, die hierzulande einen ähnlich großen Einfluss hat? Na?! Lediglich die Wuschelmonster aus der Sesamstraße oder Ermittlerzombie Derrick haben etwas Vergleichbares geschafft. Na gut: 2003 versuchte man, das selige Raumschiff Orion mit einem ungelenken Zusammenschnitt fürs Kino neu zu beleben – soff aber kläglich damit ab...
Mag sein, dass es ganz einfach ein kultureller Unterschied zwischen UK und Deutschland ist. Ich wundere mich nur, warum es ausgerechnet immer die innovativen, qualitativ hochwertigen Serien sind, die in Germany so rigoros abgewürgt oder bewusst falsch vermarktet werden (Stichwort: FarScape). Und ausgerechnet Doctor Who ist hierzulande fast völlig unbekannt! Die neue Serie, obgleich mit höchst wohlwollenden Kritiken bedacht, erschien dem Sender als "zu britisch" – und wurde bereits nach der zweiten Staffel wegen schwacher Quoten gekickt. Auf den Sendeplatz legte man die x-te Wiederholung alter Simpsons-Folgen. Na Hauptsache, wir haben immer genügend neue Kochshows und Dokusoaps aus der "Infotainment"-Hölle! Man möchte losrollen und „Exterminate! Exterminate!!“ schreien!
01.04.10
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Interessanterweise ist der Who-Ableger 'Torchwood' hier ja im letzten Jahr mal im Privatfernsehbereich versendet worden -- aber vielleicht hoffte man, wenn dort alle Jubeljahre mal James Marsters als basically himself auftaucht, gäbe es wenigstens ein paar Zuschauer, die da "Ach ja! Irgendwie bekannt..." murmeln würden...
AntwortenLöschenTV-Serien und Popkultur ist wirklich ein spannendes Thema... das "Watercooler"-Phänomen kenne ich hierzulande auch nur in Bezug auf US-Serien. Liegt vielleicht auch daran, dass hier mehr Fernsehfilme mit immer wieder den gleichen Darstellern aufgelegt werden, statt aufwändigerer Serienproduktionen -- und eine derartig lange Laufzeit bzw. Historie, wie man das bei Dr. Who zurückverfolgen kann, schaffen hier ja allenfalls die Herzschmerztornado des Dingens-Formate...
Argumentativ zusammenklauben könnte man vielleicht noch, dass bei vielen Leuten noch die melodiöse Assoziation "Tatort = dä dä... dä dä" funktioniert...
Ja richtig, "Torchwood" gab es auch noch! Das hab ich jetzt von allen Seiten um die Ohren gehauen bekommen. Und trotzdem! Zum Thema dt. Fernsehfilme können wir uns mal länger unterhalten. -da greift ja die gleiche Argumentation wie bei Serien.
AntwortenLöschenEin alter Freund aus dem Cinefacts hat mich noch daran erinnert, dass auch in Deutschland mal etwas im Geiste der klassischen DW-Serie (kein Geld, aber innovative Ideen) versucht wurde: "Ijon Tichy" hieß das Ganze, basierte zwar auf Stanislaw Lem, war aber leider in erster Linie bemüht auf launigen Trash getrimmt. Ich fand's trotz Nora Tschirner höchst unlustig und außer einer handvoll Leute hat es wohl niemand gesehen.