Ende letzten Jahres ging ein kleiner Aufschrei durch die Presse, als bekannt wurde, dass man am Südpol durch Zufall auf zwei Kisten mit 100 Jahre altem schottischen Whisky gestoßen sei. Einst hatte Sir Ernest Shackleton diese bei seiner gescheiterten "Endurance"-Expedition dort zurücklassen müssen. DIE ZEIT nahm dies zum Anlass für einen sehr schönen Artikel. Und auch ich hatte die Geschichte kurz vor Weihnachten mit einem Funkeln in den Augen hier und da mal herum erzählt. Aber statt mit einem hübschen Präsentkorb vom Pol wurde der elegante Wink nur mit halbseidenen Entschuldigungen quittiert: Die Schneeschuhe trugen das Gewicht nicht, beim U-Boot sind die Scheiben zugefroren, der Generalgouverneur hat auf uns geschossen, usw. Jetzt gibt es eine neue Chance: Gordon & MacPhail (G&M) haben einen sage und schreibe 70 Jahre alten Mortlach aus einem Sherry-Hogshead abgefüllt! Der 1938 destillierte und in Eichenfässer eingelagerte Single Malt gilt heute als eine unschätzbare Rarität. Entstanden in einer ganz anderen Zeit der Whisky-Herstellung, als zudem Blends wesentlich gefragter waren als Single Malts, ist er heute der älteste Single Malt Scotch, der bis dato abgefüllt wurde! Die beiden Enkel von G&M bezeichnen sein Aroma schlichtweg als divine. Da ich in erster Linie ein Liebhaber der rauchig-torfigen Islay-Malts bin, habe ich noch relativ wenig Erfahrung mit den blumig-vollen Noten der Speyside Whiskies ...aber ein solcher Tropfen wäre allemal einen Blick über den Tellerrand wert! Eine 0,7-Liter Ausgabe vom Mortlach kostet, inklusive der speziell designten Flasche in Tropfenform, sowie einem Hardcover-Buch mit der Geschichte von G&M, angenehme 10.000 Pfund. Das oben abgebildete Foto stammt übrigens aus dem urig-rustikalen Whisky Shop in der High Street in Edinburgh. Wer also noch ein stilvolles Präsent für den nächsten Grill-Abend sucht ...
Doctor Who ist wieder da! Und ganz Großbritannien hält den Atem an: Kommenden Samstag startet um 18:20 Uhr auf BBC1 die erste Folge der fünften Staffel. Matt Smith spielt den Doktor in seiner inzwischen elften Inkarnation. Derzeit läuft noch eine groß angelegte Straßenkampagne, die aktuell auch Edinburgh erreicht hat. Kein Wunder: Des Doktors neue Begleiterin stammt immerhin aus Inverness. Auf einem Großbildschirm werden bis zum 3ten April am Festival Square (Lothian Rd.) exklusive Szenen gezeigt, der 3D-Trailer läuft sogar in den Kinos und Daleks rumpeln in Originalgröße durch die Straßen und erschrecken Kinder. Stadtrat Steve Cardownie bezeichnet die Aktion im Edinburgh Evening News als "großen Spaß für die ganze Familie". Dabei finde ich interessant, wie sehr das Phänomen "Doctor Who" in der Populärkultur verwurzelt ist. Die Art, wie darüber in den letzten Wochen in der Tagespresse berichtet wurde, lässt jeden Medienstudenten mit der Zunge schnalzen: Da wurde ebenso seriös über die Tardis geschrieben, wie über einen Kommentar von Gordon Brown, mit Selbstverständlichkeit ist von Daleks und Cybermen die Rede, etc. Wohl gemerkt, ich rede von den ganz normalen Tageszeitungen! Schade, dass es so etwas nicht in Deutschland gibt. Bei uns müssen selbst im Alltag etablierte Begriffe wie "beamen" in Gänsefüßchen gesetzt und im Anschluss brav erklärt werden. Welche (fiktionale!) Fernsehserie fällt Ihnen ein, die hierzulande einen ähnlich großen Einfluss hat? Na?! Lediglich die Wuschelmonster aus der Sesamstraße oder Ermittlerzombie Derrick haben etwas Vergleichbares geschafft. Na gut: 2003 versuchte man, das selige Raumschiff Orion mit einem ungelenken Zusammenschnitt fürs Kino neu zu beleben – soff aber kläglich damit ab... Mag sein, dass es ganz einfach ein kultureller Unterschied zwischen UK und Deutschland ist. Ich wundere mich nur, warum es ausgerechnet immer die innovativen, qualitativ hochwertigen Serien sind, die in Germany so rigoros abgewürgt oder bewusst falsch vermarktet werden (Stichwort: FarScape). Und ausgerechnet Doctor Who ist hierzulande fast völlig unbekannt! Die neue Serie, obgleich mit höchst wohlwollenden Kritiken bedacht, erschien dem Sender als "zu britisch" – und wurde bereits nach der zweiten Staffel wegen schwacher Quoten gekickt. Auf den Sendeplatz legte man die x-te Wiederholung alter Simpsons-Folgen. Na Hauptsache, wir haben immer genügend neue Kochshows und Dokusoaps aus der "Infotainment"-Hölle! Man möchte losrollen und „Exterminate! Exterminate!!“ schreien!
...ein angehender Analyst der Medienwelt, Liebhaber von Kultur und Ländern, selbstironischer Grantler, unheilbarer Romantiker, nostalgischer Filmfreund, ... und allgemein ein Mensch mit vielen Interessen und einer eigenen Meinung.