22.03.10

Going underground!

Edinburgh soll angeblich der Ort sein, der der Hölle am nächsten ist.

Und tatsächlich: Wo heute auf der Royal Mile die Touristen an Souvenirgeschäften vorbei schlendern, spielten sich vor langer Zeit grausame und tragische Dinge ab. Um genau zu sein darunter. Denn unter der South Bridge erstreckt sich ein ausgedehntes und inzwischen größtenteils verschüttetes System an Gängen und Kavernen.

Ursprünglich dienten diese, um 1790 gebauten, Vaults als Vorratsräume für Handelsgüter. Bald suchten hier aber die Ärmsten der Armen zuflucht, Männer, Frauen, Kinder. Alle lebten hier ein Leben in Krankheit, Feuchtigkeit, Kälte und ständiger Finsternis. Auch Burke und Hare sollen hier ihren Opfern nachgestellt haben. Bis ein Feuer Edinburgh heimsuchte und Tausende in den Vaults ums Leben kamen, nachdem sie sich hierher geflüchtet hatten. Denn die Backsteine, die die unterirdischen Räume umschließen, nahmen die Hitze auf und verwandelten die Vaults in ein Krematorium. Seitdem Teile davon 1985 wiederentdeckt wurden, ranken sich Mythen und Legenden um die Gewölbe, immer wieder bestärkt von seltsamen Vorkommnissen. Ich will nicht zuviel verraten- jeder sollte die "Damnation Alley" selber erfahren! Ein Geisterjäger hat hier Ende 2009 im Auftrag der BBC3 eine Nacht verbracht... und bekam einen nachhaltig wirkenden Denkzettel verpasst!

Klar, dass auch ich einmal hinabsteigen musste. Aber auch nur einmal! Keine Sorge: Geister und Zombies, sowie Lichtertricks für Touristen braucht hier niemand erwarten! Die Realität ist in diesem Falle viel schlimmer. Und die Tourguides wissen, wie man Geschichten erzählt. Und dennoch: Irgendetwas ist dort unten. Nein, nicht die Gebeine, die dort womöglich immer noch ruhen und auch nicht die Geister der Toten, die in den Vaults umgehen sollen... Es ist etwas anderes. Etwas Dunkles. Ein Gefühl, das sich nicht in Worten fassen lässt und das man sich auch gar nicht richtig klar machen möchte. Etwas, das die Kälte in jedem Lebenden aufsteigen lässt, einen umfängt, erdrückt, je tiefer man in die Vaults vordringt. Etwas, das lauert.

Großer Käse hingegen sind die so genannten "Free Ghost Tours": Von einem vermeintlich Untoten werden arglosen Touristen einmal um St. Giles geführt, mit Plastik-Ratten beworfen und dann mit Werbung für ein Buch in Angst und Schrecken versetzt. Nehmt wenn, dann die richtige Tour: Die Underground City of the Dead Tour. Aber bedenket: Was immer dort unten, tief unter der Stadt, sein mag... es merkt sich die Gesichter derer, die hinabsteigen.


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