25.03.10

Delain - Live in Glasgow

Bin am Dienstag nochmal in Glasgow gewesen! Neben gemütlichen Lunch mit Theaterstück im meinem heiß geliebten Òran Mór und einem Walk durch die Grüns von Kelvingrove war der Hauptanlass dazu das Konzert von meiner Lieblingsband DELAIN im Cathouse (gleich neben der Central Station). Zu den letzten Gigs, u.a. zusammen mit SONATA ARCTICA, hatte ich es terminlich nie geschafft, von daher war es mal wieder höchste Zeit! Und da es von Edinburgh aus nur eine knappe Stunde mit dem Zug ist, hatte ich mir gleich den ganzen Tag geblockt, um nochmal durch mein Glasgow zu ziehen.

Der Abend selber war grandios: Immer wieder schön, all die Songs live zu erleben, die einen schon an so vielen Orten und in so vielen Situationen begleitet haben... Und gerade DELAIN sind live immer der Hammer! Zu Nummern wie STAY FOREVER, SILHOUETTE OF A DANCER oder dem Uber-Hit THE GATHERING kam dabei für mich auch erstmals live die wundervolle Ballade COME CLOSER. Und spätestens, als Leadsängerin Charlotte dann in die Nationalflagge gehüllt zurück auf die Bühne kam, um die Zugabe zu singen (...hach ja, es gibt wohl doch einen Gott!), dürfte die Band auch des letzten Schotten Herz im Sturm erobert haben. Für die meisten Anwesenden war es eh eine Premiere, da dies der erste Gig der Band in Schottland war.

Entsprechend viel Zeit nahm sich die Band dann auch im Anschluss, um Autogramme zu geben und Fotos mit den Fans zu machen. Dabei konnte ich dann auch mit Otto und Ewout ein paar Worte wechseln, die beide erst seit Kurzem dabei sind. Charly war leicht perplex, ausgerechnet einen Fan aus Germany inmitten der Meute wieder zu erkennen, der in Schottland seiner niederländischen Lieblingsband zujubelt... ;) "What are you doing here?" -"Uhm... welcoming you to Scotland?!" Hehe! Das nächste Mal dann wieder in Deutschland und/oder Holland, versprochen!

Leider blieb im Anschluss gerade noch soviel zeit, um mit drei anderen Fans auf einen Whisky anzustoßen, bevor schon der letzte Zug zurück nach Edinburgh ging. Aber schön war’s allemal!

22.03.10

Going underground!

Edinburgh soll angeblich der Ort sein, der der Hölle am nächsten ist.

Und tatsächlich: Wo heute auf der Royal Mile die Touristen an Souvenirgeschäften vorbei schlendern, spielten sich vor langer Zeit grausame und tragische Dinge ab. Um genau zu sein darunter. Denn unter der South Bridge erstreckt sich ein ausgedehntes und inzwischen größtenteils verschüttetes System an Gängen und Kavernen.

Ursprünglich dienten diese, um 1790 gebauten, Vaults als Vorratsräume für Handelsgüter. Bald suchten hier aber die Ärmsten der Armen zuflucht, Männer, Frauen, Kinder. Alle lebten hier ein Leben in Krankheit, Feuchtigkeit, Kälte und ständiger Finsternis. Auch Burke und Hare sollen hier ihren Opfern nachgestellt haben. Bis ein Feuer Edinburgh heimsuchte und Tausende in den Vaults ums Leben kamen, nachdem sie sich hierher geflüchtet hatten. Denn die Backsteine, die die unterirdischen Räume umschließen, nahmen die Hitze auf und verwandelten die Vaults in ein Krematorium. Seitdem Teile davon 1985 wiederentdeckt wurden, ranken sich Mythen und Legenden um die Gewölbe, immer wieder bestärkt von seltsamen Vorkommnissen. Ich will nicht zuviel verraten- jeder sollte die "Damnation Alley" selber erfahren! Ein Geisterjäger hat hier Ende 2009 im Auftrag der BBC3 eine Nacht verbracht... und bekam einen nachhaltig wirkenden Denkzettel verpasst!

Klar, dass auch ich einmal hinabsteigen musste. Aber auch nur einmal! Keine Sorge: Geister und Zombies, sowie Lichtertricks für Touristen braucht hier niemand erwarten! Die Realität ist in diesem Falle viel schlimmer. Und die Tourguides wissen, wie man Geschichten erzählt. Und dennoch: Irgendetwas ist dort unten. Nein, nicht die Gebeine, die dort womöglich immer noch ruhen und auch nicht die Geister der Toten, die in den Vaults umgehen sollen... Es ist etwas anderes. Etwas Dunkles. Ein Gefühl, das sich nicht in Worten fassen lässt und das man sich auch gar nicht richtig klar machen möchte. Etwas, das die Kälte in jedem Lebenden aufsteigen lässt, einen umfängt, erdrückt, je tiefer man in die Vaults vordringt. Etwas, das lauert.

Großer Käse hingegen sind die so genannten "Free Ghost Tours": Von einem vermeintlich Untoten werden arglosen Touristen einmal um St. Giles geführt, mit Plastik-Ratten beworfen und dann mit Werbung für ein Buch in Angst und Schrecken versetzt. Nehmt wenn, dann die richtige Tour: Die Underground City of the Dead Tour. Aber bedenket: Was immer dort unten, tief unter der Stadt, sein mag... es merkt sich die Gesichter derer, die hinabsteigen.


Much more than just 'almost'...

Statt abermals im Pub zu versacken, war ich am Samstag Abend im Kino! Auf dem Weg dorthin wurde ich von einem Pärchen aus England (!) angesprochen und gefragt, wo es denn hier zum Vue Cinema gehe. Habe dann versucht, in bestem glaswegian scottisch zu antworten, aber irgendwie haben es mir die beiden nicht so recht abgekauft. Daraus wurde dann ein sehr schöner Abend, zumal die beiden, genau wie ich auch, ALICE IN WONDERLAND sehen wollten. Also auf ins 3D-Erlebnis!

Zugegeben, James Camerons blaue Alien-Schlümpfe von Pandora haben mich völlig kalt gelassen – auf Tim Burton hingegen ist Verlass: ALICE ist einer der schönsten Märchenfilme seit langem und nimmt den Zuschauer mit auf einen bezaubernden Trip in der Tradition von Klassikern wie DIE REISE INS LABYRINTH. Johnny Depp spielt mal wieder grandios und war die beste Wahl für den Mad Hatter. Nie kam der Wahnsinn so sympathisch bekloppt daher! Eigentlich wird ihm nur hin und wieder die Schau gestohlen, von der geschmeidig durchs Bild gleitenden Grinsekatze. Aber auch Mia Wasikowska geht in der Rolle der Alice auf und scheint eine tolle Neuentdeckung zu sein. Und der 3D-Effekt?! Nun, anders als beim Cameron-Film stehen hier nicht die Effekte im Vordergrund, sondern vielmehr die Handlung. Der 3D-Effekt bringt hauptsächlich Perspektive, sprich Tiefe in die einzelnen Einstellungen. Und glücklicherweise nimmt sich Burton dann auch die Zeit, diese auf den Zuschauer wirken zu lassen und ruiniert das Ganze nicht mit dem heute üblichen Schnittstakkato. ALICE wirkt eher wie ein Bilderbuch, das man aufschlägt und in das man eintaucht, mit all den surrealen und ungemein detaillierten Kulissen. Man ließt es wohl schon heraus – yours truly hat einen neuen Lieblingsfilm! Zumal das Ganze auch nie kitschig wirkt, sondern mit einer wunderschön abgestimmten Farbpalette überzeugt.


Überzeugen kann auch der Soundtrack: Danny Elfman ("...dideliedidelie ... bambambambam ... dideliedidelie...") hat wirklich gute Arbeit geleistet und macht die Reise ins Wunderland auch zum akustischen Traum. Ich empfehle allerdings dringendst, sich Johnny Depp und den Märzhasen im schottischen Original ("You'rrr late forr tea!!!") anzuschauen! ...das bekommt keine Synchro hin!

Und weil es mir im Wunderland so gut gefallen hat, werde ich mich heute Abend selber mal in den Untergrund begeben! Zwar wohl immer noch mit dem Titelsong von Avril Lavigne (Ohrwurm!) auf den Lippen, aber garantiert nicht durch einen Kaninchenbau! Man darf gespannt sein...

19.03.10

Homecoming Scotland 2010

Endlich wieder zurück in Schottland, endlich wieder in meinen "spiritual home"! Nach all dem Stress und Trouble der letzten Wochen ist nun ein bisschen Urlaub angesagt! Und da ich im letzten Herbst bereits Glasgow unsicher gemacht habe, ist nun das historisch-schöne Edinburgh dran. Hier herrscht idealerweise gerade Frühling, die Krokusse sprießen in den Parks und das Castle glänzt golden in der warmen Morgensonne. Und was habe ich sie vermisst, die Bagpipers, die an jeder dritten Straßenecke stehen und spielen! Überhaupt diese typische "scottishness"TM überall auf den Straßen ("...cheers!"), die netten Leute, die einem einfach mal einen Drink ausgeben, obwohl man sich gar nicht kennt und die einen sofort in Unterhaltungen einbinden, sobald man den Pub betreten hat. Direkt in der ersten Nacht bin ich auf der Waverly Bridge von einem hackedichten Footballfan über den Haufen gerannt worden, der seinen Unmut über irgendwas lauthals lallend in den Nachthimmel grölte. Sein Kommentar zum Anrempeln: "Cheers mate, I’m sorry! Seem I’m kinda fuckin' drunk! Sorry, man!" Tja ha – so gehört sich das!

Überhaupt mag ich hier die Mischung aus britisch-selbstverständlicher Offenheit, Gastfreundschaft und dem typisch schottischen Nationalstolz. Naja, und natürlich den Whisky! …hach der Whisky! Allein schon beim Anblick des Sortiments der "Bow Bar" bekommt der Liebhaber von gutem Single Malt feuchte Augen. Das werden lustige Abende, soviel ist sicher! Und mit dem Royal McGregor’s habe ich auch schon einen neuen Lieblingsplatz für mein ausgedehntes traditional breakfast gefunden. Cheers, everyone! – Hier bleibe ich!