In der gestrigen Nacht vor fünf Jahren fegte der Orkan Kyrill über weite Teile von NRW hinweg. Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgetragen, Menschen kamen ums Leben und auch heute noch kann man die Wunden sehen, die in die waldreichen Landstriche gerissen wurden. Schaut man sich in den Dörfern des Sieger- und Sauerlandes um, trifft man auf Menschen, die dem Ganzen - damals wie heute - mit stoischer Ruhe begegnen: Müssen die Wälder eben wieder aufgeforstet werden. Haubergswirtschaft in größerer Dimension.
Viele haben damals die Gelegenheit bekommen, zu berichten, wie sie „Kyrill“ er- und überlebt haben. Und das waren dann immer die Momente, in denen ich rote Ohren bekam und ganz leise wurde. Von der katastrophalen Sturmnacht hatte ich seinerzeit nämlich rein gar nichts mitbekommen. Im Gegenteil: Ich habe selten so gut geschlafen, wie damals mit den raschelnden Ästen und den klappernden Fensterläden! Erst am Morgen drauf offenbarte sich mir dann der Schrecken in all seiner endzeitlichen Pracht.
Die bunt auf der Wiese vertreuten Dachpfannen und Gartenmöbel hatte ich erst noch den unordentlichen Nachbarn zugeschrieben. Doch als mich dann der Mann vom ADAC, leicht perplex auf die zahllosen Baumstämme zeigend, partout nicht zu meiner damaligen Arbeitsstelle fahren lassen wollte, dämmerte mir so langsam, was eigentlich geschehen war. Irgendwann bin ich dann auf eigene Gefahr doch noch durchgekommen. Und durfte zur Strafe einen Tag lang Katastrophenmanagement via Mobiltelefon machen. Und danach zwei Wochen lang auf Geheiß des Chefs mit der Motorsäge durch die Gegend tigern und aufräumen. Seit dem habe ich immerhin viel Holz vor der Hütte…!